WAA-Besuch

Sternwarte Kremsmünster

24. Oktober 2004

Südlich von Sattledt, im Kremstal, liegt die beeindruckende Benediktinerabtei Kremsmünster. Wir haben sie als dritte Station unserer Tour durch Oberösterreich gewählt, und nach den beiden modernen Sternwarten in Harpoint und auf dem Gahberg steht uns jetzt ein historisches Kontrastprogramm bevor.

Das Benediktinerstrift Kremsmünster kann mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten aufwarten und eine volle Besichtigung würde wohl mehrere Tage in Anspruch nehmen. Es blickt auf unglaubliche 1.200 Jahre Vergangenheit zurück und ist dennoch ein lebendiger Ort der Begegnung.
Vielen ist Kremsmünster wegen seiner Sammlungen (sie enthalten unter anderem den Tassilo-Kelch) und seiner Fischbecken ein Begriff; doch mehr und mehr steht der Name Kremsmünster auch für die älteste Sternwarte Österreichs und ein frühes Zentrum der Naturwissenschaften allgemein. Der "Mathematische Turm", in dem sich die bemerkenswerten naturwissenschaftlichen Sammlungen und die Sternwarte befinden, gilt als das älteste Hochhaus Europas - der 44m und 7 Stockwerke hohe Turm wurde 1749-58 errichtet.

Der Mathematische Turm

Im Mathematischen Turm befinden sich bemerkenswerte Sammlungen aus den Bereichen Geologie, Paläontologie, Frühgeschichte, Mineralogie, Phyisk, Zoologie und Botanik, Kulturgeschichte, Volks- und Völkerkunde sowie eben Astronomie.

Spannend war für uns die Begegnung mit einer ägyptischen Mumie, doch unser besonderes Interesse galt natürlich der astronomischen Sammlung.

Foto mit freundlicher Genehmigung der Direktion der Sternwarte Kremsmünster.

Mag. Dr. P. Amand Kraml, der Direktor der Sternwarte, führt uns höchstpersönlich durch die Sammlungen und vermittelt dabei ein Bild der seinerzeitigen Arbeit der Sternwarte.

Auf unserem Foto sehen wir ihn vor einem Sextanten, mit dem niemand geringerer als Johannes Kepler in Prag beobachtet hat.

Ob in ein paar Hundert Jahren die Besucher eines Museums ebenso ehrfürchtig vor Exponaten aus unserer heutigen Zeit stehen und etwa ein C8 bewundern werden?

Foto mit freundlicher Genehmigung der Direktion der Sternwarte Kremsmünster.

Im Dachgeschoß des Mathematischen Turms befindet sich die heutige Sternwarte (ursprünglich war aus den Fenstern jener Räume beobachtet worden, die heute die astronomische Sammlung beherbergen). Sie ist bei Führungen normalerweise nicht zu besichtigen und wird nur im Rahmen von Spezialführungen nach Vereinbarung gezeigt.

In einer der drei kleinen Kuppeln, die im 19. Jahrhundert errichtet wurden, befindet sich ein Refraktor, der auch heute noch fallweise für Beobachtungen verwendet wird.

Die Kuppelbauten sind natürlich jüngeren Datums als das restliche Gebäude, denn im 18. Jahrhundert war die Sternwartekuppel noch nicht gebräuchlich. Man beobachtete damals aus hohen Fenstern oder im Freien.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Drehkuppel auf, in Verbindung mit neueren Fernrohrtechniken, die auch kürzere Bauweisen der Instrumente erlaubten.

Von der Dachterrasse des Mathematischen Turms bietet sich ein atemberaubender Panoramablick über das Kremstal bis zum Toten Gebirge.


Panoramablick vom Mathematischen Turm über das Kremstal

Kremsmünster betreibt auch ein Stiftsgymnasium. Hier schließt sich der Kreis und wir finden wohl eine Erklärung, warum Astronomie in Oberösterreich so überdurchschnittlich stark verbreitet ist.

Zum Nachlesen hier der Link zur Sternwarte Kremsmünster:

Wir danken P. Amand ganz herzlich für die ausführliche Spezialführung, in der wir auch normalerweise öffentlich nicht zugängliche Exponate bestaunen durften.

Text und Fotos: Alexander Pikhard