WAA-Besuch

Sternwarte Davidschlag

25. Oktober 2004

Erich Maier, Erwin Obermair und Herbert Raab sind weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt; vielleicht sind sie ja überhaupt im Ausland bekannter als bei uns. Sie sind nämlich international bekannte Beobachter (und Entdecker) von Kleinplaneten. Während Herbert Raab den mathematischen Background liefert (sein Programm "Astrometrica" ist ebenfalls weltweit im Einsatz), sind Erich Maier und Erwin Obermair die Beobachter.

Seit Jahren betreiben sie eine Beobachtungsstation in Davidschlag im Mühlviertel; nicht weit von Linz entfernt, aber doch weit genug und vor allem auch hoch genug gelegen, um einen dunklen Himmel zu haben. Seit wenigen Jahren ziert die kleine, kompakte Station ein gewaltiges Teleskop von 60cm Durchmesser, Bauart Deltagraph. Insidern sagt dies: Hier gibt's kein Durchschauen mehr. Beobachtet wird im Primärfokus bei ultraschnellen f/3.3 und zwar ausschließlich mit Kameras.

Wir besuchen die Sternwarte am frühen Nachmittag des 25. Oktober, und während es im restlichen Österreich immer nebeliger und kälter wird, können wir uns hier im Mühlviertel noch über wärmende Sonnenstrahlen freuen. In einer nahen Ortschaft treffen wir uns mit Erwin Obermair, er geleitet uns zur Sternwarte.


Panoramablick über das Mühlviertel in Davidschlag

Alles, was man zum (ernsthaft) Beobachten braucht: Ein Schutzbau mit einem geeigneten Instrument darin. Die Sternwarte steht auf einem bewirtschafteten Bauernhof, dies sorgt für ein ländlich-herbes Aroma beim Beobachten. Es zeigt aber noch etwas: Nicht überall entsteht zwischen Astronomie und Landwirtschaft notwendiger Weise ein Konflikt. Es gibt auch ein friedliches Miteinander, wie man hier deutlich sieht.

Kaum öffnet sich die Kuppel, glaubt man wiederum, eine kleine Ausgabe einer großen Sternwarte vor sich zu haben; wieder ein Gittertubus! Und, wie könnte es anders sein: Es ist wieder die bewährte Preßberger-Konstruktion!

Unverkennbar der schlanke, ja schon fasz grazile Serruier-Tubus. Von der Montierung sieht man hier außen noch nichts, doch wir können uns gut vorstellen, wie sie aussieht. Einzig die Frage bleibt offen: Welche Farbe wird sie haben?

Hellblau! Erwin Obermair erzäjlt uns, daß sich seinerzeit Ing. Preßberger sehr dagegen gewehrt hat, daß seine Fernrohr bunt lackiert werden. Wir finden den Anstrich jedenfalls sehr passend.

Von den bisher von uns hier in Oberösterreich besuchten Teleskopen ist dieses das größte, mit einem Spiegeldurchmesser von 60 cm. Seine Bauart unterscheidet sich von den beiden 50cm RC-Teleskopen in Harpoint und Linz. Es ist ein Deltagraph. Deutlich erkennt man das Fehlen eines Sekundärfokus. Der Hauptspiegel ist nicht durchbohrt, beobachtet wird ausschließlich im Primärfokus.

Was wie eine Fangspiegelhalterung aussieht, enthält lediglich die Korrektorlinsen des Deltagraphen, die für ein großes, ebenes Feld sorgen, und - am oberen Ende - die CCD-Kamera, mit der die Kleinplaneten fotografisch erfasst und anschließend vermessen werden.

Erwin Obermair tauscht die CCD-Kamera gerne auch mit einer (analogen!) Mittelformat-Kamera aus, die Fotos, die er mit diesem enorm lichtstarken Instrument (60cm bei f/3.3) von Deep Sky Objekten macht, sind einsame Klasse!

Das Bildfeld des Instruments ist so riesig, dass selbst der Andromedanebel spielend auf ein 6x9cm Negativ passt.

Auch hier in Davidschlag wurde alles, mit Ausnahme der Optik, selbst gebaut. Die Kuppel ist eine interessante Konstruktion aus einem Metallskelett und Polyester und erinnert teilweise an ein Boot.

Beim Bau war wichtig, alles nur "provisorisch" zu errichten, denn ein fixer Bau durfte auf diesem landwirtschaftlichem Grund natürlich nicht errichtet werden.

Unsere Sternwartenbauer lauschen vor allem bei Erwin Obermairs (im Bild vorne rechts) Schilderungen über den Fernrohrbau ganz genau.

Auch dieses Teleskop wird im Prinzip mit der Steuerung von Manfred Stoll betrieben. Im Prinzip. Denn derzeit ist die Steuerung und damit die gesamte Sternwarte außer Betrieb.

Die Ursache? Mäuse! Sie haben den Computer kurzerhand zu ihrem Hauptwohnsitz erklärt und dabei so ziemlich alles an Kabeln als Nahrung oder Nestbestandteil verwendet.

Wir schlagen einhellig vor, in die Sternwarte eine Katzentür einzubauen und so das Einsatzgebiet der kleinen Raubtiere vom nahen Bauernhof um die Sternwarte zu erweitern.

Unser Besuch in Davidschlag ist kurz, denn wir müssen weiter nach Sandl. Dort warten gleich zwei Sternwarten auf uns, die wir heute Nacht und morgen Vormittag besichtigen werden.

Zum Nachlesen hier der Link zur Sternwarte Davidschlag:

Wir danken Erwin Obermair für das Lotsen zu der nicht leicht zu findenden Sternwarte und die freundliche Führung!

Text und Fotos: Alexander Pikhard