WAA-Besuch

Sternwarte Prof. Wöss bei Sandl

26. Oktober 2004

Über ihn las ich schon in der Zeitung, als ich noch ins Gymnasium ging: Prof. Wolfgang Wöss ist einer der Pioniere der österreichischen Amateurastronomie. Heute mögen die 50- und 60cm-Teleskope nur so aus dem Boden schließen, doch Prof. Wöss errichtete seine Sternwarte mit 50cm Spiegelteleskop in den 70er-Jahren, zu einer Zeit, als ein C8 in Österreich noch eine Sensation war.

Wir versammeln uns in einem kleinen Waldstück nahe bei Sandl, um die letzten Meter zur Sternwarte zu Fuß zu absolvieren.

Auch diese Kuppelkonstruktion ist ein Klassiker. Sie entstammt dem Fundamentalwerk "Fernrohrmontierungen und ihre Schutzbauten", das eben bis in die 80er-Jahre die Bibel der wenigen war, die an den Bau einer eigenen Sternwarte denken durften.

Prof. Wöss empfängt die Gruppe vor seinem Haus. Bald akzeptieren wir, dass wir während der Führung quasi seine Schüler sind. Immer wieder wird unser Wissen durch spontane, in den Vortrag eingestreute Fragen auf die Probe gestellt. Doch wir wissen auf alles - was wir wissen können - eine Antwort.

Keine Frage. Auch hier ist alles selbst gebaut. Daher befindet sich im Keller des Hauses auch eine entsprechende Werkstätte, in der Prof. Wöss nach wie vor neue Fernrohre baut.

Das Prunkstück der Sternwarte ist sicherlich die Bibliothek. Hunderte Bände füllen viele Meter Regal, und es befinden sich auch etliche Kostbarkeiten darunter, wie Prof. Wöss stolz präsentiert.

Seit vielen Jahren arbeitet Prof. Wöss für die NASA. Im Rahmen des Voyager-Programms lieferte seine Sternwarte wertvolle Positionsdaten der Jupitermonde, die auch dazu beitrugen, dass die beiden Raumsonden so genau an den Monden vorbei fliegen und detaillierte Fotos zur Erde funken konnten.

Auch mit dem Apollo-Programm war Prof. Wöss eng verbunden.

Auf der selbst errichteten Gabelmontierung sitzen nicht weniger als acht Teleskope, darunter eben der 50cm- und ein weiterer 30cm-Spiegel. Die Optiken: Selbstverständlich selbst geschliffen.

Und noch ein Instrument fällt auf: Ein 60mm Spektiv von Nickel! In den 70er-Jahren wurde dieses, eigentlich nur für terrestrische Anwendungen konzipierte, ausziehbare Fernrohr allen Ernstes in Österreich als "das" Einsteigerfernrohr für Amateure gepriesen. Tempora mutantur ...

Als wir uns im Wohnzimmer des Hauses versammeln, dachten wir, alles gesehen zu haben. Doch die wahren Höhepunkte kommen erst: Exponate aus Prof. Wöss' Sammlung himmlischer Brocken.

Den Anfang machen ein Eisen- (im Bild vorne) und ein Steinmeteorit (im Bild hinten). Den Anfang?

Was wir anfänglich für einen Tektiten hielten, war auch einer. Auch wenn ihn uns Prof. Wöss als Mondstein verkaufen wollte. In den 70er Jahren glaubte man noch, Tektite stammten vom Mond. Heute weiss man, dass das nicht stimmt und die Tektite irdischen Ursprungs sind. Man darf eben in der Astronomie nie aufhören, zu lernen!

Ein kleiner Splitter stammt angeblich von einem Marsmeteoriten. Wenn das so ist, dann ist es wirklich aufregend!

Wir danken Prof. Wöss für den spannenden Vormittag auf seiner Sternwarte! Doch jetzt müssen wir rasch ins Waldviertel zu unserer letzten Station. Nachlese im Internet gibt's hier leider keine.

Text und Fotos: Alexander Pikhard