Totale Sonnenfinsternis

Waw-an-Namus/Libyen, 29. 03. 2006

20060329wwe09.html

Beobachter:Wolfgang Weiser
Datum:29. 03. 2006
Zeit:09.30 bis 13.39 MESZ
Ort:Waw-an-Namus/Libyen
Geogr. Länge:18 Grad 04,653 Minuten Ost
Geogr. Breite:24 Grad 37,12 Minuten Nord
Seehöhe: 477
System:
Instrument:Russentonne 100/1000 auf Astro-3 motorisiert, Canon EOS 300D, 18-50mm Zoom
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:gut (2)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.0
Temperatur:21 °C
Wind:maessig aus SE
Bemerkungen:Freier Horizont in alle Richtungen, fester Wüstenboden lose bedeckt mit kleineren Steinen
Bericht:

Nach Jahren des Wartens ist es jetzt soweit, meine dritte totale Sonnenfinsternis steht unmittelbar bevor.... Die Bedinungen könnten kaum besser sein, mitten in der Wüste, kein Wölkchen trübt den Himmel nur der etwas lebhafte Wind sorgt für etwas Abkühlung. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, ich blicke kurz auf meine Instrument - hatte ich bei den beiden voherigen SoFi's mein gutes altes 10" SCT zur Seite, muss ich mich diesmal mit der Russentonne auf einer schmalbrüstigen Astro-3 zufrieden geben... Diesmal muss ich mit recht spartanischen Equipment das Auslangen finden. Egal, schnell montiere ich noch meine Kompaktkamera auf einen der Geländewagen um die Totalität zu filmen. Die Sonnensichel ist schon sehr schmal, noch zögere ich den Filter abzunehmen.. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, nur noch wenige Sekunden bis zu zweiten Kontakt ! Doch der Filter klemmt - schliesslich bekomme ich doch noch ab, leider zu spät +m den Diamantring zu erwischen.... Ich drücke den Auslöser mehrmals durch und kontrolliere die Aufnahmen, jetzt möchte ich ein paar Weitwinkelaufnahmen der verfinserten Sonne mit der Landschaft machen. Da ich nur eine Kamera mitgenommen habe, muss ich schnell das Objektiv wechseln und einige freihändige Aufnahmen machen. Hätte ich mich ruhig sparen können - alles verwackelt. Wieder an der Russentonnne angeflanscht beliche ich jetzt im Sekundenbreich um die schöne Minimumskorona einzufangen, sogar die Mondmare werden auf der 1.3s Aufnahme sichtbar ! Hilmar stehr ganz in meiner Nähe und zählt die Sekunden bis zum dritten Kontakt herunter - ich habe glatt vergessen die Stoppuhr zu starten ! Schnell stelle ich der Kamera wieder auf kurze Belichtungszeiten um und kann den dritten Kontakt in einer schönen Bildersequenz einfangen. Erleichtert stelle ich fest, dass die Aufnahmen im Kasten sind - keine quälende Ungewissheit bis zum Augenblick der Wahrheit beim Fotohändler Wochen später - es lebe die Digitaltechnik ! Noch im Banne des soeben Erlebten, wird die Reise zur nächsten Finsternis in Sibiren am 1. August 2008 de facto beschlossen und Christine, unsere charmante und sehr astronomieinteressierte Reiseleitern, engagiert. Obwohl der Höhepunkt nun überschritten und die Anspannnung verflogen ist, nehme ich den weiteren Verlauf der Finsternis im 5 Minutenrhytmus auf. Um 12:38 MEZ ist die Sonne wieder frei und wir bauen unsere Geräte wieder ab. Wie wir es wohl sein, wenn am 30.April 2060 der Kernschatten abermals über die Gegend um den Wan na Amus Krater zieht ? Ich habe mir den Termin jedenfalls schon vorgemerkt....

1/500 Sekunde, Protuberanzen werden sichtbar

Eine schöne Minimunskorona zeigt sich bei 1/6 s

Gleich schwappen die ersten Sonnenstrahlen über den Mondrand (1/320s )

Der dritte Kontakt ! (1/320s)

Schon am Vorabend der Finsternis richte ich die kleine Astro-3 Montierung mit der Kreuzwasserwaage und dem Polarstern ein. Schon beim Austesten Zuhause habe ich bemerkt, dass sich damit ohne weiteres Aufnahmen vom mehreren Minuten bei kleinen Brennweiten machen lassen, ohne das Strichspuren entstehen. Im Westen lodert das Zodiakallicht hell bis zu den Plejaden empor, wo es sanft mir dem pechschwarzen Firmament verschmilzt. Auf einer 5 minütigen Aufnahme kann ich das Spektakel zumindest andeutungsweise festhalten, der IR-Filter der Canon 300D raubt dem Zodiakallicht viel von seiner Pracht. Ungewohnt hoch im Südwesten steht der Orion, darunter strahlt der Sirius und nahe dem Horizont erscheint noch der Canopus. Mit meinem Weitwinkelobjektiv halte ich die Szene fest, am liebsten hätte ich die ganze Nacht durchgemacht, aber die muss ja für die morgige SoFi fit sein....

Mosaik mit Canopus - Sirius - Orion - Stier . Von den Plejaden ausgehend ist das Zodiakallicht schwach erkennbar.