Deep Sky in Leier und Schütze (I)

Hohe Wand, beim Gasthof Postl, 09. 07. 2010

20100709api21.html

Beobachter: Alexander Pikhard
Datum: 09. 07. 2010
Zeit: 21:00 bis 03:30 Uhr MESZ
Ort: Hohe Wand, beim Gasthof Postl
Instrument: 8" Bresser-Meade Messier N203/1000 auf NEQ6 Pro, DBK 21AU04.AS - USB, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht: extrem gut (1++)
Grenzgröße: 6.7
Aufhellung: sehr gut (1)
Seeing: ausreichend (3)
Wind: kein
Feuchtigkeit: trocken
Sonstige Bedingungen: Wolkenlos, windstill und trocken, abkühlend von 30°C auf unter 15°C
Bericht:

Um die Berichte über die traumhafte Summer Star Party zu strukturieren, nehme ich mir zunächst die einfachere (!) Aufgabe vor, meine eigenen astronomischen Beobachtungen und vor allem Fotos zu dokumentieren. Der schwierige Part, die redaktionelle Aufarbeitung der Dokumentarfotos, folgt.

Es ist eine Traumnacht auf der Hohen Wand, auch wenn die Dunkelheit sehr spät einsetzt. In der Dämmerung gibt es aber immer noch ein paar Planeten zu beobachten.


Einfach schön: Begegnung von Venus und Regulus, Teil 1

Auch wenn das Seeing nicht wirklich berühmt ist, sind Venus und Saturn lohnende Ziele für die Webcam.


Venus, F=2500mm, IR Passfilter 742nm, DBK 21, Ausschnitt


Saturn, F=2500mm, IR Sperrfilter, DBK21, Ausschnitt

Die Dämmerung ist in der Tat lang, umso erstaunter sind viele, dass schon in der nautischen Dämmerung die Milchstraße deutlich und strukturiert zu sehen ist. Die Transparenz der Atmosphäre ist in der Tat erstklassig heute. So beginne ich gegen 23 Uhr mit Deep Sky Fotografie und nehme mir zunächst den für letzten Sonntag auf der Sofienalpe geplanten Streifzug durch die Leier vor.

Um nicht immer nur bekannte Objekte zu besuchen, steht als erstes Objekt der Sternhaufen NGC 6791 auf dem Programm. Unter diesem Himmel entpuppt sich dieses Objekt als ein wahres Schmankerl am Sommerhimmel, das leider viel zu wenig beobachtet wird.


NGC 6791, Bresser Messier N203, F=1000mm, Canon EOS 350D, 9x50s bei 1600 ISO, verkleinerter Ausschnitt

Das Objekt wird als offener Sternhaufen in den Katalogen geführt, ist aber extrem reich und sehr dicht, erscheint fast wie ein Kugelsternhaufen. Sehr spannend, gehört ab sofort ins Standardprogramm für sehr dunkle Sommernächte. Die beiden nächsten Objekte sind bekannter, Messier-Objekte, und bei diesem Maßstab sehr klein.


Der Kugelsternhaufen M56, 11x50s, sonst wie oben.


Der bekannte Ringnebel M57, 8x50s, sonst wie oben.

Die Milchstraße ist in der Tat beeindruckend, wie auch das folgende Fotomosaik aus vier Aufnahmen mit F=18mm und 120s bei 1600 ISO zeigt.


Die Sommermilchstraße von der Hohen Wand, trotz Lichtverschmutzung im Tal

Also auf in den Schützen, nach Mitternacht ist es ja auch astronomisch dunkel. Viel Zeit bleibt nicht. Allein die 15 Messier-Objekte in diesem Sternbild zu fotografieren geht sich in einer kurzen Sommernacht nicht aus. Also folgt Teil 1, ohne viele weitere Worte. Alle Bilder sind verkleinert, zum Teil Bildausschnitte.


Der Lagunennebel M8, 10 x 2 Minuten bei 1600 ISO

Doch noch ein paar Worte. Diese Fotos sind Easy Pictures. Also: Kein Autoguiding, einfach die Kamera ans Teleskop, fokussiert, Steuerung programmiert, los gehts. Während der Aufnahme beobachte ich am ebenfalls mitgebrachten 6" Skywatcher Refraktor visuell und genieße diese Objekte mit dem eigenen Auge. Die Aufstellung der EQ-6 mit Polsucher war einfach und ist so gut gelungen, dass sich die Sterne auf dem Chip auch nach 20 Minuten nicht wesentlich bewegt haben. Geht also auch so. Auch die Nachbearbeitung erfolgt "easy": Dunkelbild, Ebenenausgleich und adaptiver Unscharfnmaske ist alles.


Der Omeganebel M17, 10 x 2 Minuten bei 1600 ISO.


Der Adlernebel M16, ebenso.


Der wunderschöne Kugelsternhaufen M22, drittgrößter seiner Art am Himmel, wie oben aufgenommen.


Am Ende der dunklen Nacht noch ein schwieriges Objekt: Die Barnard-Zwerggalaxie, NGC 6822, 5 x 2 Minuten.

Warum nehme ich NGC 6822 nur mehr 10 Minuten lang auf? Weil es schon wieder hell wird ...

Letztes Objekt: Jupiter. Er hat in der Tat eine seiner Äquatorbänder verloren. Eine Laune des Klimas auf Jupiter. Klimawandel auch hier?


Jupiter, aufgenommen wie am Beginn der Nacht Saturn.

Nach dem Abbau der beiden Instrumente ist es 3.30 Uhr MESZ geworden, die Dämmerung ist schon recht weit fortgeschritten und im Osten sind -- die Pleiaden aufgegangen! Welch Vorbote grimmigerer Zeiten unter dem Sternenhimmel (irgendwer sagt doch wirklich: "Winter wird's". Raus!)

Hat da jetzt jemand gemeint, das ist aber ein trockener Bericht über so eine tolle Summer Star Party? He, das ist der technische Bericht meiner eigenen Beobachtungen. Der heitere Stimmungsbericht folgt noch, also bitte um Geduld.


Ein Bericht der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at