Deep Sky Wochenende, 8. bis 10. Oktober 2010

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Prolog: Herbstabend

Nach viel zu vielen Tagen trüben, schlechten Herbstwetters beginnt genau an diesem Tag eine Periode, die wir gerne mit "goldener Oktober" bezeichnen. Für einen echten Altweibersommer ist es schon zu kühl, doch die Farben des Herbstlaubes mit dem klaren, blauen Himmel darüber wärmen von innen.

Ankunft auf dem Oberleiser Berg ...

Oben auf dem Leiser Berg weht kräftiger Wind. Das war für diesen Abend auch vorhergesagt worden. Der Blick über das Land ist dennoch beeindruckend.


Der Platz der künftigen Keltenberg-Sternwarte Oberleis

Ein malerischer Sonnenuntergang beendet diesen Herbsttag und lässt das weite Land in die kurze Dämmerung fallen.

Erste Nacht, Oberleiser Berg, 08. 10. 2010

Nach einem traumhaften Herbstnachtmittag beginnt mit einem malerischen Sonnenuntergang die erste Nacht unseres Deep Sky Wochenendes. Andreas Pfosers Wetterprognosen treten genau ein, so dass wir klaren Himmel haben mit nur einigen wenigen Cirren. Der Wind ist der einzig störende Faktor, doch der ist kein Showstopper.


Einige wenige Cirren sehen hier fast aus wie NLCs in einer Sommernacht


Der Erdschatten von Osten, es wird Nacht

Anfangs sind enttäuschend wenige Beobachter hier, doch offenbar ist es der Wochenendverkehr, der viele erst später ankommen lässt. So beginnt das Treffen beschaulich.


Ein erstes Teleskop


Und noch eines. Und noch eines.


Hier kommt Grosses, in jeder Hinsicht


Das wird ein ganz besonderes First Light

Das Treffen beginnt mit dem First Light für das Teleskop der künftigen Keltenbergsternwarte Oberleis, die hier entstehen soll ( Bericht hier ).

Anfangs ist Jupiter ein viel beobachtetes Objekt, ...

... später die Milchstraße ...


Die Milchstraße über der Aussichtswarte. Die roten Lampen der Beobachter beleuchten den Turm.

... und Komet Hartley 2, der bei h und χ Persei steht.


Komet Hartley 2 bei h und χ Persei

Und damit sind wir auch schon bei Deep Sky, dem Anlass entsprechend.


Der Hantelnebel, stellvertretend für all die schönen Deep Sky Objekte

Lange nach Einbruch der Dunkelheit ist doch noch ein reges Teleskoptreffen entstanden.

Ein guter erster Teil dieses Deep Sky Wochenendes, dem der Wind nichts anhaben konnte. Schon freuen wir uns auf die zweite Nacht auf der Hohen Wand, für die die Wetterprognosen auch sehr gut sind. Wie wir nachträglich erfahren sollten, wäre heute, Freitag, auf der Hohen Wand keine Beobachtung möglich gewesen: Der Rest des Hochnebels hat sich noch gehalten.

Zweite Nacht, Hohe Wand, beim Gasthof Postl, 09. 10. 2010

Der zweite Teil unseres Deep Sky Wochenendes beginnt zunächst etwas merkwürdig. Ich fahre gerade die Bergstraße auf die Hohe Wand hinauf, als mich der besorgte Anruf eines Teilnehmers erreicht, dass alles voller Autos ist und ob wir das Teleskoptreffen an einen anderen Platz verlegen müssten. Nun ja, es ist ein ganz normaler, schöner, klarer, milder Herbstnachmittag, der Hunderte von Wanderern, Kletterern und Fliegern auf die Hohe Wand lockt. Zusammen mit einer großen Gruppe eines Seminar sorgt das auf dem Berg für erheblichen Parkplatzmangel, doch Entwarnung, es sind alles nur Tagesgäste.

Dann fragt mich ein junges Paar, wo denn das Teleskoptreffen stattfindet, genauer der Teleskop Helpdesk. Ich zeige ihnen unseren Tisch auf der Terrasse des Gasthofs, wo unsere Gruppe dank WAA-Pullis nicht zu übersehen ist - doch die beiden wurden nicht mehr gesehen. Merkwürdig.

Am Himmel ziehen tiefe Wolkenfetzen herum. Ich rufe Andreas Pfoser an und frage ihn, was er davon hält, um festzustellen, dass er keine 20 Meter von mir entfernt auf einer Bank sitzt. Entwarnung auch hier, harmlose Quellungen untertags. Also nimmt alles seinen Lauf.


Diese Quellungen sind harmlos


Diese Gruppe ist doch nicht zu übersehen?

Die Wolken werden immer weniger und ich kann Christine und Kurt Bretschneider überreden, ein 10" LX200GPS aufzubauen, um Jagd auf die Venus bei Tag zu machen. Das Unterfangen gelingt natürlich.


Ein reger Andrang


Wir schauen natürlich nicht zur Sonne, sondern zur ...


... Venus bei Tag!

Der Abend kommt. Auf unserem Beobachtungsplatz liegt leichter Dunst, er wird uns diese Nacht leider erhalten bleiben. Die Hohe Wand ist ein paar Hundert Meter zu niedrig, aber wir können bei wolkenlosem Himmel beobachten und alles andere ist eine Frage der Ausrüstung.


Abenddunst über dem Beobachtungsplatz

Es wird aufgebaut, und wie. An die 35 Teleskope werden es heute, viel mehr als gestern.


Teleskoptreffen im Schein Jupiters

Es ist zwar ein Deep Sky-Wochenende, doch ein anderes Objekt steht heute eindeutig an erster Stelle: Jupiter. Bestes Seeing und Jupitermonderscheinungen am laufenden Band lassen alle anderen Objekte zu Pausenfüllern werden.


Jupiter, der eindeutige Star dieses Abends.

Und dann ist da natürlich noch Komet Hartley 2.


Komet 103P/Hartley 2

Und dann natürlich doch noch Deep Sky. So nebenbei.


Die Pleiaden, stellvertretend für all die anderen Objekte.

Gestern Wind, heute enorme Feuchtigkeit, beide Nächte nicht 100% optimal, aber dennoch sehr gut. Immerhin erreichen wir visuell 6,5mag, das ist beachtlich. Einige sind trotzdem enttäuscht.

Zum einen vom Kometen Hartley 2; aber seien wir nicht unbescheiden, das Objekt ist nicht so schlecht und sorgt immerhin für Abwechslung. Es ist halt ein Komet, der nur bei großer Öffnung und kurzer Brennweite zur Geltung kommt. Jedes Fernrohr hat seinen Himmel.

Zum anderen von der Feuchtigkeit. He Leute, es ist Herbst! Da ist das leider ganz normal. Und es gibt einfache Abhilfe: 1) Taukappe. Ist ein Muss, auch für Newtons. Gittertubus? Mit einer Hülle ummanteln! 2) Reicht die Taukappe nicht, dann muss es eine Taukappenheizung sein. Batterieföhns taugen leider wenig, verbrauchen zu viel Strom und machen daher rasch schlapp. 3) Zubehör in den Koffer und Koffer zu, alles am besten ins Auto. So kommt man auch einige Stunden durch. 4) Nach dem Abbau alles offen trocknen lassen, nicht wischen. Das bisserl Wasser ist rasch aufgetrocknet.

Astronomie ist ein Erlebnis der Natur mit all ihren Facetten. In der Anpassungsfähigkeit liegt unser Schlüssel zum Erfolg ...

Epilog: Herbstmorgen

Der Morgen nach der zweiten Beobachtungsnacht ist wie aus dem Bilderbuch. Kristallklar. Dort, wohin die wärmenden Strahlen der Sonne nochnicht hin gelangt sind, liegt die dünne, weisse Schicht von Morgenfrost. Dort, wo schon das Sonnenlicht hinfällt, entfaltet die Natur die prächtigen Farben des Herbstes, das letzte fulminante Auflodern der Vegetation vor dem starren Scheintod des Winters. Über all dem ein tiefblauer Himmel und unter, über der Ebene, liegt die morgendliche Dunstschicht. Sinnlos, das in mehr Worte zu fassen.

So endet wieder einmal ein Beobachtungswochenende. Dieses war besonders spannend und abwechslungsreich. Die ausgebuchte Hohe Wand am Freitag zwang uns zum Ausweichen auf den Oberleiser Berg, wo wir beobachten konnten, was am ursprünglichen Ort gar nicht möglich gewesen wäre - des Wetters wegen. Wir hatten zwei klare, wolkenlose Nächte. Die Begleitumstände, einmal Wind, einmal Feuchtigkeit, machten einmal mehr deutlich, dass wir uns in der Natur befinden und uns anpassen müssen, fast nach dem Motto, das Thomas Schröfl in seinem Bericht erwähnt, es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. Anpassen heisst denn auch, aus der Nacht das beste zu machen. Wenn hochpräzise Fotografie nicht möglich ist, dann beobachten wir halt visuell. Wenn die Optik endgültib beschlagen ist, dann tun wir uns mit jemandem zusammen, dessen Instrument den Widrigkeiten besser trotzt. Und wenn alle Technik versagt - wir haben immer noch unsere Augen, und der Sternenhimmel ist auch einfach schön, wenn wir ihn ohne Instrument betrachten. Wir sind ja zum Spass hier und nicht, um Rekorde zu brechen oder irgendjemandem etwas unbedingt zu beweisen.

Berobachtungsberichte


Ein Bericht der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at