H.E.S.S.

Namibia 2019 - Es wird niemals Routine

Hakos Gästefarm, Namibia, 27.8. - 8.9. 2019

Fact or Fiction? Das größte (optische) Teleskop der Welt steht eine halbe Autostunde von Hakos entfernt. Fact! Auf der über-übernächsten Farm an der C26 Richtung Windhoek, auf Göllschau (Hakos - Hohenheim - Weissenfels - Göllschau), nach Farmer-Tradition "zwei Horizonte weiter", liegt das H.E.S.S. Projekt. Von Hakos aus ist es möglich, Ausflüge dorthin zu unternehmen, Friedhelm selbst führt durch das Gelände.

Ich tue mir jetzt literarisch leicht bei der Beschreibung von H.E.S.S. (schreibt sich wirklich so mit den Punkten und bedeutet "High Energy Stereoscopic System"). Ein paar Links zum Nachlesen:

Fünf riesige Freiluftteleskope sind schon aus großer Entfernung markant. Vier davon, sie bilden Phase I des Projekts, stehen in einem Quadrat mit 120m Seitenlänge und haben sechseckige Hauptspiegel mit einem Durchmesser von knapp 12 Meter, die aus jeweils 382 runden 60cm-Spiegeln gebildet werden. Da fünfte Teleskop in der Mitte des Quadrats hat einen sechseckigen Hauptspiegel mit einer Dimension von 33 x 24 Meter, was einem Spiegeldurchmesser von rund 28 Meter entspricht, er besteht aus 875 (!) sechseckigen Spiegeln mit einem Durchmesser von jeweils 90cm. Damit ist H.E.S.S. II derzeit das größte optische Teleskop der Welt, gefolgt vom 23m LST (Large Size Telescope) auf La Palma, das dem gleichen Zweck dient.

Natürlich kann man Teleskope nicht so einfach vergleichen. Die fünf H.E.S.S. Teleskope dienen der Beobachtung von Cherenkov-Strahlung, die beim Eintreffen hochenergetische kosmischer Teilchen in der Erdatmosphäre entsteht. Es ist nicht Sinn und auch nicht gewünscht, Himmelsobjekte scharf abzubilden. Es geht lediglich darum, die Quelle der hochenergetischen Teilchen so genau wie möglich zu lokalisieren, daher mehrere Teleskope und das Wort "Stereoscopic" im Projektnamen. Die Teleskope sind nicht auf die Beobachtung des Himmels in optischen Wellenlängen optimiert - das wird dem E-ELT (European Extremely Large Telescope) in Chile oder dem TMT (Thirty Meter Telescope) auf Hawaii vorbehalten sein. Und daher auch die Standardantwort auf die Frage: "Ihr habt da vier mal 382 60cm- und 875 90cm-Spiegel, braucht Ihr die wirklich alle?" - ja, und diese Spiegel sind nicht geeignet, als einzelner Teleskopspiegel eingesetzt zu werden, sie sind, jeder für sich, schlicht und einfach viel zu schlecht für optische Astronomie. So sind die Spiegel auch jahraus, jahrein im Freien, allen Wetterlagen ausgesetzt, und werden bei Bedarf mittels Hubsteiger und Kärcher gereinigt und in längeren Zeiträumen auch erneuert.

Genug der Worte, der Rest kann leicht auf den Webseiten nachgelesen werden, jetzt ein paar Bilder. Dabei geben diese gigantischen Maschinen auch das eine oder andere Motiv für künstlerische Fotos ab - eine wohltuende Abwechslung zur Astrofotografie.


Die fünf Teleskope des H.E.S.S. Projekts (Mit Mausklick vergrößern)


Eines der vier "kleineren" Teleskope (Mit Mausklick vergrößern)


Die 12m-Hauptspiegel der kleineren Teleskope bestehen aus 382 runden Einzelspiegeln zu je 60cm Durchmesser. (Mit Mausklick vergrößern)


Gruppen-Selfie einmal anders (Mit Mausklick vergrößern)


Der Kontrollraum von H.E.S.S. (Mit Mausklick vergrößern)


Astro Art einmal anders. Fotografie ist eine Kunst. (Mit Mausklick vergrößern)


Vor 15 Jahren durfte man bei einer Führung noch da hinauf, das geht jetzt natürlich nicht mehr.


Das große Cherenkov-Teleskop. Es hat einen Durchmesser von knapp 30m und besteht aus 875 sechseckigen Spiegeln mit 90cm Durchmesser. Es ist fast so groß, wie das E-ELT der ESO auf dem Cerro Armazones in Chile werden wird. Allerdings besitzt dieses Teleskop nicht die optische Qualität, es ist nicht für scharfe Bilder des Himmels ausgelegt. Dennoch, genau genommen ist es derzeit das größte Teleskop der Welt. (Mit Mausklick vergrößern)


Der Detektor ("Kamera") des großen Teleskops. (Mit Mausklick vergrößern)


Wieder so ein Gruppen-Selfie. Das Teleskop ist überwältigend riesig. (Mit Mausklick vergrößern)


Hier fehlt kein Spiegel. Durch die Lücke beobachtet eine Webcam das vordere Ende des Teleskops. Beachte die bescheidene Qualität der Einzelspiegel, für dieses wissenschaftliche Ziel sind sie aber ausreichend. (Mit Mausklick vergrößern)


Noch einmal Astro Art. (Mit Mausklick vergrößern)


Das Kontrollgebäude. Etwas abseits befindet sich auch ein ansprechendes Wohngebäude. (Mit Mausklick vergrößern)


Rund um die Teleskope: Afrika. Hier: Oryx auf der Flucht (vor uns). (Mit Mausklick vergrößern)

Am späten Nachmittag geht es dann zurück zur Farm, wo die nächste Beobachtungsnacht bald beginnt. Und kleinere Geräte zum Einsatz kommen.

Zurück zu Kapitel 5 | Weiter zu Kapitel 7

[ zurück zur Übersicht ]


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at
© Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie. Alle Bild- und Textrechte bei den Autoren.