Begegnung von Jupiter und Saturn
Ebenwaldhöhe, 20. und 21. 12. 2020
Einerseits nervt es schon. Andererseits ist natürlich schon die Sehnsucht da,
dieses wirklich seltene Himmelsschauspiel zu sehen: Die enge Begegnung von
Jupiter und Saturn am 21. Dezember 2020. Was daran nervt? Die Medienberichte,
die von "Weihnachtsstern" reden (der, wenn schon, dann eine dreifache
Begegnung von Jupiter und Saturn gewesen sein soll und nicht eine einmalige
wie heuer), oder noch schlimmer von "seit 400 Jahren nicht dagewesen" oder
"erst wieder in 800 Jahren". Das nervt. Aber gut, die nächste derartige
Begegnung von Jupiter und Saturn wird erst in 60 Jahren sein und das werden
die meisten nicht mehr erleben.
Das nervt auch; zumal heuer zwei Dinge dazukommen: Einmal die Corona-
Beschränkungen. Immerhin haben wir quasi Lockdown. Zum anderen die
Wetterlage. Seit vier Wochen legt sich eine dichte Hochnebeldecke
übers Flachland und hat mittlerweile eine Obergrenze von mehr als
1.000m erreicht. Höher führen in unserer Gegenden keine Straßen hinauf,
denn höher werden die Berge kaum, und wenn doch, dann geht da keine
Straße hinauf. Dieser Umstand plus Lockdown nervt schon.
Nebel, Nebel, Nebel bis über 1.000m Seehöhe ... (Mit Mausklick vergrößern) |
Irgendwie entspringt es einem Bauchgefühl, dass sich eine sehr kleine
WAA-Gruppe einen Tag vor dem Ereignis auf den Weg macht und nach einer
kleinen Odyssee durch die niederösterreichischen Voralpen im zweiten
Anlauf die Ebenwaldhöhe ansteuert, um dort -- glasklaren Himmel
vorzufinden. Das ist das Corona-Weihnachtswunder der WAA.
Eine einsame Beobachtungsstation auf der Ebenwaldhöhe (Mit Mausklick vergrößern) |
Jupiter und Saturn durchs Fernrohr, auf einmal auf dem kleinen Sensor der Webcam. Das war alle Mühen wert! (Mit Mausklick vergrößern) |
Jupiter und Saturn in der Abenddämmerung (Mit Mausklick vergrößern) |
Das ist doch einfach nur schön ... (Mit Mausklick vergrößern) |
Es fällt mir schwer, hier nicht an den Weihnachtsstern zu denken, auch wenn es den wahrscheinlich nicht gab (Mit Mausklick vergrößern) |
Es war auch ein Blick auf Stellarium, der gezeigt hat, dass zwischen
20. und 21. Dezember gar nicht so viel Unterschied im Himmelsanblick
sein würde. Es hat sich gelohnt. Und es fällt wirklich schwer, beim
Anblick der zwei eng beisammen stehenden Planeten nicht an
"Weihnachtsstern" zu denken. Warum auch nicht. Ah ja, auch das
hat genervt, dieses "werden zu einem Punkt verschmelzen", "nicht
mit bloßem Auge zu trennen sein" - seit wann sind sechs Bogenminuten
nicht mit freiem Auge zu trennen? Egal, der Anblick ist schön.
Jupiter und Saturn auf einmal im Fernrohr (Mit Mausklick vergrößern) |
Und jede Menge Monde - auch wenn sich ein Feldstern dazu gemogelt hat (Mit Mausklick vergrößern) |
Und ja, sie sind auf einmal im Fernrohr zu sehen, sogar spielend.
Und auf einmal durchs Fernrohr zu fotografieren. Wobei das Seeing
hier, in der geringen Höhe über dem Horizont, schon ein Spielverderber
ist. Aber auch das ist egal.
Am nächsten Tag, dem 21., versucht eine etwas größere WAA-Gruppe
nochmals ihr Glück an diesem Platz. Vergebens. Nicht der Hochnebel
ist das Problem, sondern dichte Cirruswolken einer leider zu
früh herannahenden Warmfront. Ein diffuser Mond samt Mondhalo wird
die einzige Ausbeute von diesem Abend bleiben. Schade. Aber ein
paar Blicke als Erinnerung an eine seltene Himmelserscheinungen
haben wir "im Kasten".
Alexander Pikhard
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Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at
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