WAA Herbstworkshop 2023

13. bis 15. 10. 2023, Hohe Wand, Alpengasthof Postl

Kurz, aber fein, so kann der heurige Herbstworkshop der WAA auf der Hohen Wand beim Alpengasthof Postl zusammengefasst werden. Im Zuge des Workshops erleben wir auch das Ende des überdurchschnittlich langen Sommers in diesem Jahr, dessen Abschluss eine fulminant gute Beobachtungsnacht und ein glasklarer, warmer Morgen bilden. Wir hatten uns auch viel vorgenommen und dafür auch einiges erreicht. Im Detail:

Teil 1: Eine wirklich gute Beobachtungsnacht

Die Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 2023 erfüllt fast alle unsere Träume: Sie ist nahezu wolkenlos (ein paar dünne Cirren zwischendurch können die Freude nicht wirklich trüben), nahezu windstill (ein paarmal kommt kurz Wind auf, doch nicht störend), trocken und vor allem relativ mild. Plejaden und Orion ohne dicke Winterjacke hat schon was, wäre da nicht die Kehrseite der Medaille ...

Für's visuelle Beobachten nützen wir die beiden Dobsons, den 12,5" Portaball und den großen 25". Der Portaball besticht einmal mehr durch seine einfache Handhabung, auch wenn er heute in ungewohnter Weise über ein langes Stromkabel mit dem Gasthof verbunden ist -- als einziges Gerät! Der Schalter für den Lüfter, leider viel zu leichtgängig, hat sich offenbar von alleine eingeschaltet und die Batterie entleert, was leider auch den Rigel Quickfinder betrifft und ohne Sucher wird die Sache mühsam. Doch auch hier konnte unser tüchtiges Team zum Glück eine Lösung finden. Es war nicht das einzige technische Problem am Anfang, aber als Team sind wir unschlagbar und konnten alles mit vereinten Kräften fixen.

Der 25" Dobson wird manuell bedient, was das Vergnügen nur geringfügig trübt. An diesem Gerät gibt es die besonderen Herausforderungen, da die "normalen" Highlights am Portaball betrachtet werden. Allerdings: Orionnebel farbig ist schon ein Erlebnis. Und die Uranusmonde Umbriel, Titania und Oberon sowie den Neptunmond Triton sehen wir auch nicht alle Tage.

Die Fotografierenden unter uns kommen auch auf ihre Kosten in dieser langen Herbstnacht, da geht sich schon mehr als ein langbelichtetes Objekt aus. Alles in allem ein Astrofest.


Die erste Nacht unseres Herbstworkshops vom 13. auf den 14. Oktober 2023 verspricht sehr gut zu werden. So entsteht vor dem Gasthof Postl ein kleines Teleskoptreffen. (Mit Mausklick vergrößern)


Auch wenn zwischendurch einmal dünne Cirren durchziehen, es ist eine wirklich tolle Nacht, die letzte milde in diesem Jahr wohl. Es macht Spaß, Plejaden und Orion bei solch einer Temperatur zu beobachten. (Mit Mausklick vergrößern)


In dieser schon recht langen Nacht bieten sich viele schöne Deep Sky Objekte an: Der Eulenhaufen NGC 457 in der Kassiopeia (links oben), die Plejaden (links Mitte), die traumhafte Dreiecksgalaxie Messier 33 im Dreieck (rechts oben), die schwachen Reflexionsnebel IC 59 und IC 63 um Gamma Cassiopeiae (links unten) oder der offene Sternhaufen Messier 37 im Fuhrmann (rechts unten). (Mit Mausklick vergrößern)

Teil 2: Ein stralender Morgen

Es ist ja eigentlich schade, dass die Müdigkeit nach einer anstrengenden Woche die meisten schon zwischen 2 und 3 Uhr abbauen ließ. Es wäre locker bis 6 Uhr möglich gewesen, aber an einem Freitag nach der Arbeit ist dies kaum zu schaffen (einer hielt wirklich durch).

Dafür belohnt uns die Natur noch einmal mit einem strahlend blauen Sommermorgen. "Fetzblau" passt heute. So bauen wir nach dem Frühstück auf der Terrasse ein Fernrohr für Taghimmelbeobachtung auf. Es ist mit Sonnenfiltern für Weißlicht und auch für Hα ausgestattet, mit ihm beobachten wir die Sonne und auch die Venus.


Zweiter Tag unseres Herbstworkshops 2023, 14. Oktober 2023, Hohe Wand, Gasthof Postl. Der Morgen empfängt uns strahlend blau. Es wird wohl der letzte sommerliche Tag in diesem Jahr, auch wenn sich in der Wiese schon die Herbstboten zeigen. (Mit Mausklick vergrößern)


Wir nützen das schöne Wetter für die Beobachtung von Sonne und Venus. Viel ist leider nicht los auf der Sonne. Ein paar Flecken im Weißlicht, ein paar kleine Protuberanzen am Rand in H-alpha. Auch die Venus ist ein Ziel am Taghimmel. (Mit Mausklick vergrößern)

Gegen Mittag ziehen dann, wie vorhergesagt, Wolken auf. Auch ein paar vernachlässigbare Regentropfen sind schon dabei. Unser Workshop geht jetzt aber erst so richtig los.

Teil 3: Der eigentliche Workshop

Ein Astropraxis-Workshop hat kein fixes Programm und es gibt auch keine Vorträge. Praktische Probleme werden angegangen, welche, stimmen wir vorab oder auch erst am Beginn des Workshops ab. Diesmal ergeben sich drei Themenbereiche.

Ein Team nimmt sich unseres 25" Dobson an, genauer gesagt, seiner Steuerung. Die hat, wie so oft, beim Sommerworkshop genau einmal funktioniert und dann nicht mehr. Heute untersuchen wir die Innereien der Elektronik auf sichbare äußere Schäden und versuchen Firmware-Updates. Zum Glück können wir kaum sichtbare Schäden feststellen. Eine ausgelaufene Batterie in einem Handkontroller (grrr, die gehören bei längerer Lagerung aus dem Gerät genommen!) hat offenbar die Platine nicht beschädigt. Die Firmware-Updates erweisen sich aber als schwierig, weil die eingesetzten Geräte schon sehr alt sind, die Lieferfirmen teilweise nicht mehr existieren, alles in allem ein Abenteuer. Auch die Steuerung des Dobson über einen Laptop vertagen wir aufs nächste Mal. Letztlich funktioniert der Dobson mehr oder weniger wie gehabt und wir erkennen auch ein mechanisches Problem, das uns schon das nächste Projekt zeigt.

Ein Team versucht sich im "Kofferbau", also im Einrichten einer sauberen und sicheren Aufbewahrung von Fernrohrzubehör. Die Erkenntnis hier: Nicht in die Tiefe gehen! Damit "Kleinzeug" wie Okulare sicher und leicht auffindbar verstaut wird, braucht es flache Koffer, wie es eines unserer Mitglieder eindrucksvoll zeigt.

Und auch das gehört zu einem Praxisworkshop: Training! So übt ein Team Aufbau, Kollimierung, Polausrichtung und Abbau des Instruments im Trockentraining und unter Beisein helfender Hände. Genau dafür sind unsere Astropraxis-Workshops ideal.


Der Himmel zieht mehr und mehr zu, doch unser Workshop geht jetzt erst so richtig los. Eine Gruppe widmet sich unserem 25" Dobson und nimmt Wartungsarbeiten daran vor. Das geht richtig in die Tiefe. Auch die Elektronik muss auf Lagerungsschäden untersucht werden. (Mit Mausklick vergrößern)


Eine Gruppe beschäftigt sich mit Kofferbau. Die Erkenntnis ist: Nicht in die Tiefe gehen! Damit "Kleinzeug" jederzeit ordentlich griffbereit liegt, sind flache Zubehörkoffer die beste Lösung. Tiefe Kisten sind nur für tiefes Zeug wie Montierungen. (Mit Mausklick vergrößern)


Auch das gehört zu einem Astropraxis-Workshop: Trockentraining. Aufbau, Justieren, Polausrichtung: Die prinzipiellen Schritte können auch ohne echten Himmel geübt werden und Hilfe ist stets bereit. (Mit Mausklick vergrößern)

Wie zu erwarten war, können wir in der zweiten Nacht nicht beobachten. Dichte Wolken, starker Wind und der eine oder andere Regentropfen vereiteln das. Wir lassen den Tag nach einem Spaziergang zur Kante auf der Terrasse des Gasthof Postl ausklingen. Und siehe da, kurz zeigen sich sogar die Sterne in einer Wolkenlücke.


Erwartungsgemäß wird es in der zweiten Nacht nichts mit Beobachten; Wolken, Sturm und der eine oder andere kurze Regenschauer machen das unmöglich. Immerhin, in Wolkenlücken zeigen sich zumindest kurz ein paar Gestirne. (Mit Mausklick vergrößern)

Ein Fazit: Kurz, aber fein. Es war die vierte Auflage unseres neuen Formats der Astropraxis-Workshops in diesem Jahr nach Easter Star Party, Frühjahrs- und Sommerworkshop und wir können sagen, dieses Format bewährt sich, wir bleiben dabei. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben!

Text: Alexander Pikhard.
Fotos: Alexander Pikhard und Christa Plassak.


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at