Wiener astronomische Jahrestagung 2025

Albert-Schweitzer-Haus Wien, 25. Oktober 2025

Text: Christian Maurer. Fotos: Christa Plassak und Karin Elise Sturm.

Am 25. Oktober 2025 fand die Wiener Astronomische Jahrestagung statt, die erstmals gemeinsam von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) und dem Österreichischen Astronomischen Verein (ÖAV) veranstaltet wurde. Rund 60 interessierte Besucherinnen und Besucher kamen zusammen, um ein hochkarätiges Programm zu erleben. Nach der Eröffnung durch Alexander Pikhard (Präsident WAA, Vize-Präsident ÖAV) und Christian Maurer (Präsident ÖAV) startete die Tagung mit einem Blick auf ein astronomisches Ereignis, das unser Sonnensystem in ferner Zukunft beeinflussen könnte.

Gliese 710 – Ein zweiter Stern im Sonnensystem?

Elke Pilat-Lohinger (Institut für Astrophysik, Universität Wien) referierte über den Stern Gliese 710, einem sonnenähnlichen Stern, der sich auf einer Bahn bewegt, die ihn in etwa 1,3 Millionen Jahren in die Nähe unseres Sonnensystems führen wird. Schon heute wissen Astronomen, dass seine Passage durch die Oortsche Wolke gravitative Störungen hervorrufen könnte. Dabei würden zahlreich Kometen aus ihrer Bahn gerissen und ins innere Sonnensystem gezogen. Das Szenario verdeutlicht, wie kosmische Ereignisse die Stabilität unseres Planetensystems beeinflussen können.

Das Artemis Programm - Rückkehr zum Mond

Christian Plasounig (TTTech) nahm die Gäste mit auf eine Reise zur Mondforschung. Unter dem Titel "TTTECH & Artemis: Technologie aus Wien für die Rückkehr zum Mond" stellte er vor, wie innovative Systeme aus Österreich einen Beitrag zur NASA-Mission Artemis leisten. So werden Wiener Technologien Teil der kommenden Generation von Raumfahrtprojekten.

Macht es noch Sinn, durch ein Fernrohr zu schauen?

Zwischen hochauflösenden Digitalaufnahmen, automatisierten Teleskopen und permanent verfügbaren Live-Daten aus dem All stellt sich die Frage: Ist das klassische Beobachten durch ein Okular überhaupt noch zeitgemäß? Unter der Moderation von Christian Maurer diskutierten Markus Nagelholz, Tommy Nawratil und Wolfgang Vollmann diese zentrale Frage aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei wurde deutlich: So beeindruckend moderne Technik auch ist, der direkte Blick durchs Fernrohr schafft ein persönliches Erlebnis, das Emotionen weckt und die Faszination für das Universum auf eine unverwechselbare Weise vermittelt. Besonders Markus Nagelholz betonte in der Diskussion, dass gerade Vereine mit ihrem gemeinschaftlichen Beobachten eine wertvolle Brücke schlagen: Während die einen fotografieren, können andere am gemeinsamen Teleskop visuell beobachten – ein "analoges soziales Medium" als lebendige Ergänzung zur digitalen Welt der Astrofotografie. Alle Diskutanten waren sich schließlich einig, dass es lohnt sich, beides zu verbinden. Fotografie erlaubt es, das Unsichtbare sichtbar zu machen; der Blick durch das Okular hingegen bewahrt die existenzielle Erfahrung, Teil des Kosmos zu sein.

Speed Junkies – Die schnellsten Sterne der Galaxie

Prashin Jethwa (Institut für Astrophysik, Universität Wien) ging in seinem Vortrag "Speed Junkies – The Origin and Fate of the Fastest Stars in the Galaxy" auf sogenannte High-Velocity Stars ein, Sterne, die sich mit mehreren Hundert bis über 1000 Kilometern pro Sekunde durch die Milchstraße bewegen. Solche Objekte entstehen unter anderem, wenn Doppelsternsysteme durch die Schwerkraft des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Galaxie auseinandergerissen werden. Während ein Stern eingefangen wird, wird der andere mit enormer Geschwindigkeit hinausgeschleudert. Diese "kosmischen Ausreißer" liefern wertvolle Hinweise auf die Dynamik unserer Galaxie und die unsichtbaren Massenverteilungen darin.

Aktuelles aus den WAA Arbeitsgruppen

Die Teams der Sternwarte Hakos (Leitung: Christian Liska) und der Dobson-Station Hohe Wand (Leitung: Markus Nagelholz) gaben spannende Einblicke in ihre aktuellen Projekte.

Astronomy Picture of the Year Award

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden aus 74 eingereichten Fotos die von einer Jury vorausgewählten zehn besten Bilder dem Publikum anonym präsentiert. Anschließend konnten die Anwesenden per Stimmzettel über ihre Favoriten abstimmen.

Heuer erstmals: Wiener Astronomische Jahrestagung, veranstaltet gemeinsam vom Österreichischen Astronomischen Verein und der WAA (Mit Mausklick vergrößern)

Begrüßung durch die Präsidenten Christian Maurer (ÖAV, l.) und Alexander Pikhard (WAA, r.). Moderation der Tagung: Anneliese Haika. (Mit Mausklick vergrößern)

Elke Pilat-Lohinger spricht über Gliese 710 (Mit Mausklick vergrößern)

Wahl zum Picture of the Year 2025 (Mit Mausklick vergrößern)

Christian Plasounig spricht über TTTech's Beitrag zur Mission Artemis (Mit Mausklick vergrößern)

Podiumsdiskussion: Lohnt es sich noch, durch ein Fernrohr zu schauen? (Mit Mausklick vergrößern)

Prashin Jethwa spricht über Sterne, die sich besonders schnell bewegen. (Mit Mausklick vergrößern)

Markus Nagelholz (Dobson-Team, o.) und Christian Liska (Hakos-Team, u.) berichten über ihre Arbeitsgruppen. (Mit Mausklick vergrößern)

Preisverleihung zum Picture of the Year 2025. (Mit Mausklick vergrößern)

Abschließende Worte durch die Präsidenten. Unten: LOC und Helfer, v.l.n.r. Christa Plassak, Viktor Vorisek, Anneliese Haika, Christian Liska, Alexander Pikhard und Christian Maurer. (Mit Mausklick vergrößern)


Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at