Die nächsten Sonnenfinsternisse

Alexander Pikhard

Bei oder spätestens nach jeder Sonnenfinsternis wird die Frage gestellt, wann denn die nächste ist. Sonnenfinsternisse sind global nicht so selten, für einen bestimmten Ort sieht es aber ganz anders aus.

Wann kommt es zu einer Sonnenfinsternis?

Grundsätzlich kann eine Sonnenfinsternis nur genau bei Neumond eintreten, denn nur dann kann der Schatten des Mondes über die Erde wandern. Jetzt kommt es (im Schnitt) alle 29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten zu einem Neumond (ein "synodischer Monat") - doch nicht bei jedem Neumond gibt es eine Sonnenfinsternis. Der einfache Grund: Die Bahn des Mondes um die Erde ist zu jener der Erde um die Sonne um einen zwar kleinen, aber doch markanten Winkel von 5,2° geneigt. So zieht der Mond bei Neumond - unbeobachtbar - meist oberhalb oder unterhalb der Sonne vorbei.


Die Neigung der Mondbahn zur Erdbahn (nicht maßstäblich)

Es kommt im Schnitt nur alle sechs synodischen Monate dazu, dass Sonne, Erde und Mond so exakt auf einer Linie stehen, dass der Mond wirklich seinen Schatten auf die Erde werfen kann. Nur wenn der Neumond nahe bei einem jener Punkte steht, an denen die Mondbahn die Ebene der Erdbahn kreuzt (diese Punkte werden "Knoten" genannt), kommt es zu einer Sonnenfinsternis.


Die Grenzen von Sonnenfinsternissen

Für Interessierte: Da von einem Neumond zum nächsten rund 29,53 Tage vergehen, fallen die Mondphasen nicht immer auf den gleichen Tag des Monats, sondern wiederholen sich von Monat zu Monat um etwa einen Tag und von Jahr zu Jahr um etwa 11 Tage früher. Da die Schnittpunkte von Erdbahn und Mondbahn ebenfalls wandern - einmal in 18,6 Jahren rund um die Erde - finden Sonnenfinsternisse auch nicht immer an der gleichen Stelle des Himmels statt, sondern wandern ebenfalls durch die Jahreszeiten.

  • Findet der Neumond innerhalb von ca. 10,6° Abstand (zeitlich ca. 21 Stunden) vom Knotendurchgang statt, kann es zu einer zentralen Finsternis kommen. Es hängt von der aktuellen Entfernung des Mondes ab, ob diese eine totale oder eine ringförmige Sonnenfinsternis wird.

  • Findet der Neumond nicht innerhalb von ca. 10,6°, aber noch innerhalb von 16,6° Abstand (zeitlich ca. 33 Stunden) vom Knotendurchgang statt, ist keine zentrale Sonnenfinsternis mehr möglich, aber eine global partielle. Sie ist nirgendwo auf der Erde total oder ringfömig.


Die Arten von Sonnenfinsternissen

Bei zentralen Finsternissen spielt die Entfernung des Mondes von der Erde beim Neumond eine wichtige Rolle; diese kann zwischen 356.400 km und 406.700 km schwanken. Für den scheinbaren Durchmesser des Mondes bedeutet das eine Schwankungsbreite von ca. 14%. In Erdnähe kann der Mond die Sonnenscheibe vollständig verdecken, in Erdferne jedoch nicht. Nur wenn der Mond im Neumond der Erde nahe genug steht, kann es zu einer totalen Sonnenfinsternis kommen. Steht der Mond erdfern, ist sein scheinbarer Durchmesser kleiner als jener der Sonne, es bleibt auch bei Zentralität ein (heller) Sonnenring sichtbar, wir sprechen von einer ringförmigen Sonnenfinsternis.


Totale, ringförmige und hybride Sonnenfinsternis

Es kann auch vorkommen, dass der Mond gerade so weit von der Erde entfernt ist, dass sein Schattenkegel die Erde während einer zentralen Finsternis nicht überall erreicht. In einigen Teilen der Erde ist die Finsternis ringförmig zu sehen, in anderen total. Diese Art von Sonnenfinsternis wird ringförmig-total oder hybrid genannt. Charakteristisch ist, dass Sonne und Mond am Himmel bei einer solchen Finsternis nahezu gleich groß erscheinen, die Dauer der Ringförmigkeit wie auch der Totalität somit sehr kurz ist.

Wie häufig sind Sonnenfinsternisse?

Im Normalfall findet eine Sonnenfinsternis alle sechs synodischen Monate statt, das sind rund 177,2 Tage. Somit kommt es meist zu zwei Sonnenfinsternissen pro Jahr (global betrachtet). Findet eine Sonnenfinsternis aber knapp nach Jahresanfang statt, dann kommt es um die Jahresmitte zur zweiten und, da 2 x 177,2 = 354,4 Tage (ein Mondjahr) kürzer als ein Sonnenjahr ist, kurz vor Jahresende zu einer dritten Sonnenfinsternis. Ein Jahr mit drei Sonnenfinsternissen ist z.B. 2038 (5.1., 2.7. und 26.12.).

Da zwei Neumonde im Schnitt im Abstand von 30,7° am Himmel stattfinden (was im Regelfall nicht beobachtbar ist), die Toleranz für eine partielle Sonnenfinsternis aber 16,6° beträgt, können, da 2 x 16,6° = 33,2° > 30,7° ist, zwei partielle Sonnenfinsternisse im Abstand von nur einem synodischen Monat aufeinander folgen. Das passiert z.B. am 12. Juni und 11. Juli 2029 oder am 23. Juli und 21. August 2036.

Da die beiden Finsternisse 2029 in der Jahresmitte liegen, kommt es in diesem Jahr sogar zu vier Sonnenfinsternissen: 14.1., 12.6., 11.7. und 5. 12. Es sind sogar fünf Sonnenfinsternisse in einem Jahr möglich, das ist aber sehr selten. Zuletzt war dies 1935 der Fall (5.1., 3.2., 30.6., 30.7. und 25.12.), das nächste Mal wird dies im Jahr 2206 eintreten (10.1., 7.6., 7.7., 1.12. und 30.12.). In solchen Jahren kann maximal eine der fünf Finsternisse zentral sein (Jahresanfang oder -ende), alle anderen müssen global partiell sein.

Der richtige Ort entscheidet

Da der Mond der Erde viel näher steht als die Sonne, ist es aufgrund der Mondparallaxe (diese kann, über die ganze Erde betrachtet, das Vierfache des scheinbaren Monddurchmessers ausmachen) von entscheidender Bedeutung, am richtigen Ort zu stehen.

Jede Sonnenfinsternis hat ein Sichtbarkeitsgebiet, in dem der Mond die Sonne zu bestimmten Zeiten mehr oder weniger verdeckt. Dieses Gebeit hat in etwa die Größe von ein bis zwei Kontinenten oder Ozeanen. Somit ist jede Sonnenfinsternis, im Gegensatz zu Mondfinsternissen, keineswegs überall dort zu sehen, wo die Sonne einfach nur über dem Horizont steht. Das Sichtbarkeitsgebiet ist jene Zone der Erdoberfläche, die der Halbschatten des Mondes infolge von Mondbewegung und Erdrotation überstreicht.

Da der Kernschatten des Mondes im Gegensatz zum Halbschatten erheblich kleiner ist (der Kernschattenkegel erreicht ja gerade einmal die Erdoberfläche), ist die Zone, in der eine zentrale Finsternis total oder ringförmig zu beobachten ist, noch viel kleiner. Sie ist im Regelfall ein wenige Hundert Kilometer breiter und mehrere Tausend Kilometer langer Streifen. Finsternis-Begeisterte versuchen, zu Orten in diesem Streifen zu gelangen, die einerseits vielversprechende Wetterprognosen aufweisen, andererseits überhaupt mehr oder weniger leicht erreichbar sind. 75% der Erdoberfläche ist von Meer bedeckt!

Abseits des Streifens der Zentralität ist jede Sonnenfinsternis nur partiell zu beobachten. Es gilt: Je weiter entfernt von diesem Streifen, desto geringer der Anteil der Sonne, der vom Mond verdeckt wird.

Da der Mondschatten über die Erde zieht, als Folge der Mondbewegung um die Erde und der Erdrotation, ist eine Sonnenfinsternis an verschiedenen Orten auch nicht zur gleichen Zeit zu beobachten. Es gibt Orte, für die die größte Verfinsterung zu Mittag stattfindet, aber auch solche, wo dies gerade zu Sonnenauf- oder -untergang passiert. All dies macht Sonnenfinsternisse für einen gegebenen Ort, im Gegensatz zu Mondfinsternissen, zu eher seltenen Himmelsereignissen, zentrale Finsterisse sogar zu extrem seltenen. Im Schnitt erlebt ein Ort auf der Erde nur alle 400 Jahre eine totale Sonnenfinsternis!

Die nächsten Sonnenfinsternisse global und für Wien

DatumFinsternis globalFinsternis lokal
 FinsternistypSichtbarkeitsgebiet 
02. 10. 2024ringförmigPazifik, Chile, Argentiniennicht sichtbar
29. 03. 2025partiellNordatlantikpartiell, zur Gänze sichtbar, maximal beobachbare Verfinsterung 14%
21. 09. 2025partiellSüdatlantik, Teile Antarktisnicht sichtbar
17. 02. 2026ringförmigSüdatlantik, Teile Antarktis, südl. indischer Ozeannicht sichtbar
12. 08. 2026totalNordamerika, Nordatlantik, Westeuropapartiell, teilweise sichtbar, Untergang während endender partieller Phase, maximal beobachbare Verfinsterung 89%
06. 02. 2027ringförmigSüdostpazifik, Südamerika, Südatlantiknicht sichtbar
02. 08. 2027totalEuropa, Nord- und Zentralafrika, Vorderasienpartiell, zur Gänze sichtbar, maximal beobachbare Verfinsterung 56%
26. 01. 2028ringförmigMittelamerika, Nordatlantik, Westeuropa, Westafrikanicht sichtbar
22. 07. 2028totalIndonesien, Australiennicht sichtbar
14. 01. 2029partiellNord- und Mittelamerikanicht sichtbar
12. 06. 2029partiellArktispartiell, teilweise sichtbar, Aufgang während endender partieller Phase, maximal beobachbare Verfinsterung 10%
11. 07. 2029partiellPatagoniennicht sichtbar
05. 12. 2029partiellAntarktisnicht sichtbar
01. 06. 2030ringförmigArktis, Osteuropa, Asienpartiell, zur Gänze sichtbar, maximal beobachbare Verfinsterung 75%
25. 11. 2030totalPazifiknicht sichtbar
21. 05. 2031ringförmigSüdasien, Ostafrika, indischer Ozeannicht sichtbar
14. 11. 2031hybridPazifiknicht sichtbar
09. 05. 2032ringförmigChile, Argentinien, Südatlantik, südl. Afrikanicht sichtbar
03. 11. 2032partiellOstasiennicht sichtbar
30. 03. 2033totalNordamerikanicht sichtbar
23. 09. 2033partiellArgentinien, Chile, Teile Antarktisnicht sichtbar
20. 03. 2034totalEuropa, Afrika, Vorderasienpartiell, zur Gänze sichtbar, maximal beobachbare Verfinsterung 18%
12. 09. 2034ringförmigOstpazifik, Südamerika, Südatlantiknicht sichtbar
09. 03. 2035ringförmigSüdpazifiknicht sichtbar
02. 09. 2035totalOstasien, Pazifiknicht sichtbar
27. 02. 2036partiellSüdl. indischer Ozean, Teile Antarktisnicht sichtbar
23. 07. 2036partiellTeile des antarktischen Ozeansnicht sichtbar
21. 08. 2036partiellNordamerika, Nordatlantikpartiell, teilweise sichtbar, Untergang während beginnender partieller Phase, maximal beobachbare Verfinsterung 61%
16. 01. 2037partiellEuropa, Nordafrika, Vorderasienpartiell, zur Gänze sichtbar, maximal beobachbare Verfinsterung 60%
13. 07. 2037totalAustralien, Indonesiennicht sichtbar
05. 01. 2038ringförmigNördl. Südamerika, Nordatlantik, Südeuropa, Westafrikapartiell, teilweise sichtbar, Untergang während endender partieller Phase, maximal beobachbare Verfinsterung 29%
02. 07. 2038ringförmigNördl. Südamerika, Nordatlantik, Südeuropa, Westafrikapartiell, zur Gänze sichtbar, maximal beobachbare Verfinsterung 14%
25. 12. 2038totalAustralien, Pazifiknicht sichtbar
21. 06. 2039ringförmigNordamerika, Nordatlantik, Arktis, Nordeuropapartiell, teilweise sichtbar, Untergang während endender partieller Phase, maximal beobachbare Verfinsterung 79%
15. 12. 2039totalAntarktisnicht sichtbar
11. 05. 2040partiellSüdaustralien, Teile antarktischer Ozeannicht sichtbar
04. 11. 2040partiellNord- und Mittelamerikanicht sichtbar

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