WAAusflug nach Prag, 26.-29. Oktober 2006

Heimreise

Um 13.30 Uhr besteigen wir Cäsar, um die Heimreise anzutreten; noch einmal ein kurzes Mittagessen bei einer Raststation, dann sollte es zügig nach Hause gehen. Doch das Wetter fordert uns noch einmal heraus.


Was will uns der Himmel wohl sagen?

Es wird immer dunkler draußen, doch es ist nicht die Dämmerung. Mit enormen Tempo holt uns eine Kaltfront ein und ...


Hagelsturm!

... ein Hagelsturm fegt über das Land, die Autobahn wird binnen Sekunden weiß. Mir wird da vorne im Bus schon mulmig. Nur Renate steuert Cäsar souverän weiter, ohne eine Miene zu verziehen. Das verleiht Sicherheit. Nach einer halben Stunde hat uns die Gewitterfront überholt.


Der Spuk ist vorbei, es geht heimwärts

Noch einmal Stau bei Brünn. Dann Richtung Grenze. Die Spur für Busse ist gar nicht mehr besetzt. Wir müssen durch den veterinärmedizinischen (!) Kontrollpunkt. Ob wir muh sagen müssen? Ob wir abgewogen werden? Hoffentlich werden wir nicht gegen Maul- und Klauenseuche geimpft. Nein, wir werden durchgewunken. Zweimal. Wir sind daheim.

Blitze am Horizont. Das Unwetter ist uns voraus geeilt, hat jetzt Wien erreicht. Aus dem Radio erfahren wir, dass die Kaltfront in den Bergen den ersten Schnee bringt, bis weiter unter 1.000 Meter. Unsere Freunde aus Mariazell im hinteren Teil des Busses hören das weniger gern. Über uns klart der Himmel auf, leuchtet der Mond.

Am Horizont tauchen die Lichter von Wien auf. Es ist Zeit, Worte der Verabschiedung zu sprechen. Es war eine perfekte WAA-Reise. Unser Dank gilt vor allem Robert Edelmaier, der, obwohl selbst nicht dabei, alles so perfekt organisiert hat. Und Renate Stigler, die uns mit ihrem Cäsar so sicher transportiert hat. Christine Bretschneider, die Robert vor Ort vertreten hat. Allen, die Bilder beigesteuert haben. Und natürlich allen Reiseteilnehmern, die so eine harmonische Gruppe gebildet haben.

Wir haben neue astronomische Bildungs- und Forschungseinrichtungen kennen gelernt. Wir haben gesehen, welchen Stellenwert Astronomie in Tschechien hat - von der Volksbildung bis zur gesetzlichen Regelung von Lichtverschmutzung. Wir haben Kolleginnen und Kollegen in unserem Nachbarland kennen gelernt. Wir haben aber vor allem ein anderes Land besucht. Ein Land, dessen Geschichte eng mit unserer eigenen verbunden ist. Es hat dabei auch schmerzliche Passagen gegeben. Wir sollten aus ihnen lernen, um die Fehler der Vergangenheit in Zukunft zu vermeiden.

Wir, als Astronomen, sollten dazu beitragen, Grenzen abzubauen; den Prozess, der dazu geführt hat, dass der Eiserne Vorhang gefallen, die Grenze offener geworden ist und bald gänzlich der Vergangenheit angehören wird, unterstützen und fortsetzen. Mit dem Aufreissen von Wunden geht das nicht. Der Prozeß beginnt in unseren Köpfen. Und wer wäre prädestinierter als wir, die wir ein ganzes Universum zu verstehen glauben. So wie es Oswald Thomas 1927 so treffend formuliert hat: "Wir sind alle unter dem gleichen runden Himmel geboren ...".

Eine Utopie? Vielleicht. Aber Utopien sind die Realität von morgen.

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